UNSER MOTTO : Alman Türk Dostluğu - Deutsch Türkische Freundschaft 


Hallo Sahab,

nochmals ganz herzlichen Dank für Deine großartige Vorbereitung und Betreuung der Reise. Ich hoffe, Inge und Du habt jetzt Gelegenheit, Euch ein wenig von uns zu erholen. Hier mein kurzer Bericht, den Du gerne auf der Homepage des Vereins veröffentlichen kannst.

Liebe Grüße    Lothar

 

Bürgerreise nach Antakya

Die Bürgerreise der Deutsch-Türkischen Gesellschaft nach Antakya/Hatay war perfekt organisiert und lief – trotz gelegentlicher Programmänderungen – ab wie ein Uhrwerk. Wir erlebten Antakya als eine weltoffene und außergewöhnlich gastfreundliche Stadt, in der verschiedene Religionen friedlich nebeneinander leben. Davon konnten wir uns immer wieder überzeugen, zum Beispiel beim Besuch der katholischen und der orthodoxen Kirche, der Jüdischen Gemeinde und der Habib-i Neccar Moschee, aber auch beim interreligiösen Stadtrundgang und beim Besuch eines armenischen Dorfes sowie der alevitischen Gemeinde.

Vom Krieg im nur dreißig Kilometer entfernten Syrien ist in der 250.000-Einwohnerstadt im Süden der Türkei nichts zu spüren. Selbst von den über 100.000 Flüchtlingen merkt man in der Stadt wenig. Der Bürgermeister von Antakya bat uns bei seiner herzlichen Begrüßung im Rathaus, diese positiven Eindrücke weiter zu tragen, denn die Einbußen im Fremdenverkehr sind gewaltig: Urlauber buchen um, Sportveranstaltungen werden abgesagt, Tagungen fallen aus. Nach meinen Erfahrungen sind diese Ängste unbegründet, was uns auch der Bürgermeister der Stadt versicherte. Ich kann diese Reise deshalb nur weiter empfehlen.

Dr. Lothar Viehöfer

 

 

Bürgerreise vom 9. bis 16. April 2015 nach Antakya/Hatay, Kiels Partnerstadt

Die Reise, an der 14 Personen teilnahmen, wurde angeregt und ermöglicht durch die Deutsch-Türkische Gesellschaft Kiel, insbesondere ihren Vorsitzenden, Herrn Sahabettin Atli, und den Arbeitskreis Brückenbauen Kiel mit seinem Vorstand, Herrn Dr. Klaus Onnasch. Langjährige Kontakte beider zur Stadt und zur Region Antakya waren die Voraussetzung dafür, dass auch der Reisegruppe auf den verschiedenen Ebenen der Begegnungen eine sehr freundliche Aufnahme zuteil wurde.

Bekanntermaßen leben in Antakya die verschiedenen Religionen seit Jahrhunderten in friedlichem Miteinander (der interreligiöse Chor aus Antakya war bereits auf einer Konzertreise in Kiel). Wir wohnten in dem von der Franziskanerin Barbara Kalasch geleiteten Friedenshaus, ganz in der Nähe der Habib-i Neccar Moschee, deren Name mit der christlichen Geschichte des Ortes verbunden ist. Unser erster interreligiöser Programmpunkt war der Besuch der Synagoge, wo wir über das jüdische Leben in Antakya und die Entwicklung der Gemeinde informiert wurden. Besonders ergiebig gestalteten sich die Kontakte zur syrisch-orthodoxen Gemeinde, zumal gerade das mehrtägige orthodoxe Osterfest Gelegenheit zur Teilnahme an der Liturgie bot. Diese Gemeinde unterstützt in erheblichem Umfang (Unterkunft und Lebensunterhalt) syrische Flüchtlinge christlichen Glaubens, die in den an der syrisch-türkischen Grenze errichteten Flüchtlingslagern keine Unterbringung finden konnten. Auf einer Exkursion besuchten wir in einem armenischen Dorf die dortige Kirche.

Wir folgten einer Einladung in ein alawitischen Versammlungshaus, in dem uns ein Scheich eine Einführung in die alawitische Lehre gab.

Mehrere Schüler der Berufsschule Antakya waren bereits in Kiel, um das RBZ-Technik kennen zu lernen. Wir besuchten unsererseits deren Schule und erlebten sie am Vormittag in verschiedenen Werkstätten. Sie werden nach dem dualen System unterrichtet. Beeindruckt waren wir auch von der Aufgeschlossenheit und dem Interesse der Schülerinnen und Schüler einer Grundschulklasse. Ferner wurden erste Gespräche mit Vertretern der Universität geführt. Dass die Zukunft der Partnerschaft unserer beiden Städte und darüber hinaus die einer friedlichen Entwicklung zwischen Europa und den Ländern des Nahen Ostens in den Händen den Jugend liegt, wurde uns immer wieder bewusst. Die Förderung von Jugend-Begegnungen muss ein zentrales Anliegen der Partnerschaft sein.

Im Rathaus von Antakya wurden wir vom Stellvertreter des Bürgermeisters empfangen (der Bürgermeister selbst weilte während unseres Besuchs auf einer Konferenz in Istanbul). Er sagte zu, die Stadt Kiel über den Fortgang des Schulcontainer-Projekts, das aus Kieler Spenden mitfinanziert wird, zu informieren. In der Industrie- und Handelskammer Hatay wurde uns ein Film über ein geplantes Küchenmuseum vorgeführt. Auch im Deutsch-türkischen Kulturverein bekamen wir den Eindruck, dass das Partnerschaftsprojekt Antakya-Kiel für die Mitglieder einen hohen Stellenwert hat.

Ein Besuch in dem neuen archäologischen Museum führte uns, obwohl es erst etwa zur Hälfte eingerichtet ist, den Reichtum der antiken Zeugnisse Antakyas vor Augen: besonders die Granitskulpturen aus dem 9.-7. vorchristlichen Jahrhundert und die erstaunlich ausgedehnten Fußbodenmosaiken der ersten Jahrhunderte n. Chr.

Marianne und Ulrich Kuder

 

Hallo, Sahab, hier, wie besprochen, ein paar Zeilen  zu unserer Reise. Kannst du bitte noch den Namen von Jan einfügen ? Danke.

Zurück aus Antakya habe ich das Gefühl, nicht eine Woche, sondern mindestens drei Wochen weg gewesen zu sein, so viele Eindrücke stürmten auf mich ein. In einer anderen Welt und doch geborgen habe ich mich gefühlt.

Unsere Herberge in der Altstadt bei Schwester Barbara war von schlichter Schönheit - unbedingt empfehlenswert! Die morgendlichen interreligiösen Friedensgebete und -gesänge stimmten uns meditativ auf den Tag ein.  

Vielen Dank, liebe Barbara!

Vom Krieg hinter der nahen syrischen Grenze war nichts zu merken, und doch beeinflusst er das Leben der Menschen in Hatay sehr. Durch den Rückgang der Besucher der Stadt erlebt die Wirtschaft starke Einbußen. Dass  die vereinzelt auftretenden verschleierten Frauen keine Türkinnen, sondern Syrierinnen waren, erfuhr ich erst nach einigen Tagen. Die meisten der 200 000 Flüchtlinge leben in Camps, nicht in der Stadt. Die christlichen Familien sind in den Camps Außenseiter und werden deshalb von den Christlichen Gemeinden möglichst in der Stadt untergebracht und finanziell unterstützt. Die Gemeinden kommen hier an ihre finanziellen Grenzen. 

Tief beeindruckt war ich davon, dass in Hatay die Menschen verschiedenster Religionen traditionel​​und auch aktuell friedlich nebeneinander und miteinander leben; es gibt keine tätlichen Übergriffe gegen die Flüchtlinge, sagten unsere Gesprächspartner

Unsere Reisegesellschaft wurde vom (stellvertretenden ) Bürgermeister freundlich empfangen. 

Herr Jan Kocamahul,  der Vertreter der katholisch-othodoxen Kirche, der auch im Türkisch-Deutschen Kulturverein tätig ist, nahm sich viel Zeit für uns, u.a. arrangierte er ein Treffen mit christlichen syrischen Flüchtlingen. Auch in der Synagoge und in Moscheen wurden wir herzlich empfangen. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass  unsere Gastgeber  miteinander um uns konkurrierten.

Der Direktor der technischen Berufsschule lud uns sogar in sein Ferienhaus am Mittelmeer ein, wo wir von seiner Frau und Schwiegertochter köstlich bewirtet wurden. Die "kühne Fee" (Kunife), wie Werner aus unserer Reisegruppe die köstliche landestypische Süßspeise benannte, gab es natürlich auch.

Unvergesslich bleibt mir ein Treffen mit einer arabischstämmigen alawitischen Gemeinde, da diese Menschen mir wie aus einer anderen, vergangenen Zeit vor kamen.  Die Frauen trugen Kopftücher und bodenlange Röcke, waren aber aufgeschlossen und nahmen am Geschehen teil. Die älteren Männer waren in Anzüge gekleidet und hatten lange, spitze Bärte. Sie behielten die ganze Zeit graue, hohe Hüte auf. In einem riesigen Topf, der eher einem Badezuber glich, wird eine rituelle Speise für den Gottesdienst gekocht.

Auf eventuelle Probleme im Zusammenleben angesprochen, reagierte hier wie auch in anderen Gesprächen niemand. 

Neben den vielen wertvollen menschlichen Begegnungen haben wir die viele Jahrhunderte alte Architektur der Stadt  Antakya und die wunderschöne Umgebung kennengelernt.

Der Blick über Antakya, die Nekropholen, die Wasserfälle in Harbiye u. vieles mehr haben wir bestaunt. Vielen Dank an Sahab Atli, der alles wunderbar ausgesucht und organisiert hat - und das trotz ständiger Programmänderungen und regelmäßiger Verspätungen der Gruppe! 

"Man muss Freunde haben, um das zu schaffen"

, sagte Sahab lächelnd.

 Liebe Grüße, Anja Kühl