UNSER MOTTO : Alman Türk Dostluğu - Deutsch Türkische Freundschaft 

BERICHT über den Gegenbesuch türkischer Pfadfinder in Kiel 
vom 21. August bis 4. September 1997 

1. Institutionalisierte Begegnung:

Ziel der Träger war es, die seit 1995 durchgeführte deutsch-türkische Jugendbegegnung in Kiel zur regelmäßigen Einrichtung werden zu lassen. Dabei sollte das Prinzip der Gleichheit und Gegenseitigkeit - also eine bilaterale Beziehung - grundsätzlich gelten.
Daher wurden das Jugendamt der Stadt Kiel und das Ev. Jugendpfarramt gebeten, sich weiterhin im bisherigen Umfang zu engagieren. Beide haben zugesagt. So war es möglich, unter der Trägerschaft des Progressiven Türkischen Arbeitnehmervereins in Zusammenarbeit mit dem Ev.-luth. Kirchenkreis, dem Jugendtreff Ellerbek, der St.Markus-Gemeinde in Gaarden und Pfadfindern aus Pries/Friedrichsort (VCP) und Sarau (Kreis Plön) wieder ein Vorbereitungsseminar, einen Besuch türkischer Jugendlicher in Kiel und eine (noch ausstehende) Reise Kieler Jugendlicher in die Türkei durchzuführen.
Beide Reisen waren - anders als im Vorjahr - gleich lang geplant (15 Reisetage).

2. Die Beteiligten:

Zum Gegenbesuch vom 16. August - 4. September kamen 22 Pfadfinder aus der Türkei. Die Gruppe war also deutlich kleiner als im Vorjahr. Die Altersspanne war sehr groß.
Auf deutscher Seite gab es ein sehr breite Beteiligung aktiver Jugendlicher, so daß Teams für die verschiedenen Aufgaben gebildet werden konnten und die türkischen Pfadfinder praktisch nie ohne deutsche Partner unterwegs waren.

3. Programm

Das Programm sah offizielle Begegnungen und Informationsgespräche, Kulturangebote wie Feste und Besichtigungen, Erlebnisfahrten, Pfadfinderprogramm, Sprachunterricht und Besuche in Privathaushalten vor. Entsprechend der Programmpunkte waren die Pfadfinder in Freizeithäusern in Kiel und im Gemeindezentrum in Sarau untergebracht. Als besonderer Programmpunkt muß die Wochenendfahrt nach Rostock betont werden, die ebenfalls als Jugendbegegnung mit entsprechendem Programm von einer dortigen Schule gestaltet war.

4. Durchführung

In der Durchführung gab es erhebliche Verbesserungen zu verzeichnen.
Aus den Erfahrungen beim letzten Mal hatten wir begriffen, wie schwer es ist, Jugendliche aus unterschiedlichen Stadtteilen während der Schulzeit zusammenzubekommen und jeweils rechtzeitig zu informieren.
Diesmal wurden neben allgemeinen Veröffentlichungen alle Jugendlichen angeschrieben, die bisher teilgenommen hatten (über 100 Adressen). Diejenigen, die zum Vorbereitungstreffen kamen, konnten auf einem Ankreuzzettel neben Namen und Telefonnummer markieren, an welchen Programmpunkten sie teilnehmen wollten. So fiel es leicht, konkrete Absprachen täglich telefonisch zu treffen. Die Informationen wurden auch an andere Jugendliche weitergegeben, so daß die Verabredungen besser klappten als im letzten Jahr.
Ebenfalls im Gegensatz zum Vorjahr, als die türkischen Pfadfinder sich überwiegend selbst versorgten, wurden die Gäste diesmal von den Gastgebern gut bewirtet und lernten verschiedene deutsche Speisen kennen.

5. Ergebnisse:

Da die Gastgruppe überschaubarer war, fiel ihre Betreuung leichter, und die Kontakte waren intensiver. Allerdings fehlte den türkischen Jugendlichen manchmal die lebhafte Stimmung einer großen Gruppe.
Auf deutscher Seite war die Beteiligung der aktiven Jugendlichen groß. Sie brachten teilweise ihre ganze freie Zeit ein und übernahmen alle notwendigen Aufgaben, so daß kleine Teams für bestimmte Aufgaben gebildet werden konnten. Das sollte beim nächsten Mal genutzt und von vornherein mit eingeplant werden.
Das Engagement und das Bemühen, auch Deutschland als gastfreundliches Land zu zeigen, war verblüffend. Es konnten sämtliche Gäste für mindestens eine Nacht und einen Tag in Familien untergebracht werden. Außerdem gab es im Vorfeld bereits private Besuche auf Gegenseitigkeit. Einige bemühten sich eifrig in der Verständigung auf Deutsch, Türkisch oder Englisch.
Die türkischen Jugendlichen, die schon länger an der Begegnung teilnahmen, stellten gezieltere Fragen. Der Kulturschock der ganzen Gruppe fiel erheblich geringer aus als bei dem ersten Gegenbesuch.
Auf beiden Seiten differenzierten sich die Wertungen. Politisch brisante Themen blieben immer noch im Hintergrund. Es scheint aber an der Zeit, das Gespräch darüber im nächsten Jahr programmatisch zu fördern.
Nicht zuletzt zeigten sich die Eltern und Familien interessierter und aufgeschlossener und halfen zum Teil tatkräftig mit.

6. Ausblick:

Die Kontinuität der Arbeit trägt Früchte, so daß sich die damit verbundene ständige Mühe lohnt. Daher soll die Arbeit weitergeführt und stabilisiert werden.
Der Zeitraum für den Gegenbesuch muß auf ein früheres Datum gelegt werden. Viele interessierte Jugendliche aus der Türkei waren durch Zusatzkurse in den Schulen, Studienanmeldung und Arbeit verhindert. Daher war die Gruppe kleiner als geplant.
Gerade weil die türkisch-deutsche Jugendbegegnung "Grenzen überschreiten" weitergeführt werden soll, ist es an der Zeit, die bisherigen Ergebnisse auszuwerten und die zukünftige Arbeit neu zu planen. Dazu könnte ein mehrtägiges Seminar der Leitungsteams dienen.
Insbesondere sollte die Frage eine Rolle spielen, wie die Jugendlichen in Deutschland und in der Türkei auf die Begegnung vorbereitet werden.
Mit einem Teamseminar ließe sich auch ein weiteres Ziel verbinden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus anderen Stadtteilen und Einrichtungen Kiels in die deutschtürkische Jugendbegegnungsarbeit einzuführen und so die Basis zu verbreitern. Denn Kontinuität dieser Arbeit setzt voraus, das immer mal wieder andere Leiter und Leiterinnen die Arbeit tragen.
Auch in der Trägerschaft ist Ablösung durch das Ev. Jugendpfarramt geplant, damit der Progressive Türkische Arbeitnehmerverein an dieser Stelle Entlastung erfährt. In jedem Fall aber sollen weiterhin vorbereitete und ausgewertete Jugendbegegnungsreisen stattfinden.