UNSER MOTTO : Alman Türk Dostluğu - Deutsch Türkische Freundschaft 

BERICHT vom Besuch der Gastgruppe 
im Rahmen der Jugendbegegnung "Grenzen überschreiten" 
vom 20.7.-3.8.2000 in Kiel, Schönberg und Büchen 

Allgemeine Angaben

Im Rahmen des Deutsch-Türkischen Jugendbegegnungsprojektes “Grenzen überschreiten” treffen sich seit sechs Jahren regelmäßig Jugendgruppen aus Mersin, Kiel und Plön.

Ziel der Jugendbegegnung ist es, durch direkte Begegnung von Jugendlichen aus der Türkei und aus Deutschland Vorurteile abzubauen und das Verständnis der anderen Kultur zu fördern. Im Blick auf die Lebenssituation randständiger Jugendlicher in Deutschland verfolgt die Jugendbegegnung das Ziel, Gewaltbereitschaft abzubauen
Eine Liste der Jugendlichen, die an der Reise teilgenommen haben, sowie eine Programmübersicht liegen gesondert bei.

Vorbereitung
a) Wie hat sich das Leitungsteam auf die Begegnung vorbereitet?

Die Vorbereitung des Gegenbesuchs geschah durch die Arbeitsgruppe . Diese Gruppe wertete die vergangene Reise aus und stellte im Kontakt mit Adil Atli aus Mersin das Programm für den Gegenbesuch zusammen.

b)Wie wurde die Gruppe in Deutschland vorbereitet?

Am 16. Juni 2000 fand ein Vorbereitungstreffen statt, zu dem alle Jugendlichen, die in den vergangenen Jahren an dem Begegnungsprogramm teilgenommen hatten, eingeladen wurden. Es kamen etwas zwanzig Jugendliche/ junge Erwachsene, die sich an der Ausrichtung des Gegenbesuchs sehr motiviert zeigten.

Durchführung und Ergebnisse der Veranstaltung

Unser Projektthema in diesem Jahr war : Katastrophenschutz in Deutschland, wobei der Hintergrund das schwere Erdbeben der Türkei bildete.
Das Programm vermittelte wesentliche Aspekte hiesiger Kultur:
- lltagsleben (Stadtbummel, Fahrten in die Umgebung),
- Geschichte und Kultur (Besuch in Schleswig und Lübeck, Besuch einer Kirchengemeinde),
- Situation Jugendlicher (Gespräch mit einem Vertreter des Jugendamts, gemeinsame Unternehmungen mit deutschen Jugendlichen)
- Situation von Migranten (Besuche in einem deutsch-türkischen Sportverein und in der Bibliothek des Progressiven Türkischen Arbeitnehmervereins).

Der Schwerpunkt lag auf dem Thema “Katastrophenschutz”. Türkische und deutsche Jugendliche nahmen gemeinsam zwei Tage lang einem Erste Hilfe Kurs bei den Johannitern teil. Darauf folgte am Wochenende eine groß angelegten Übung unter der Leitung der Johanniter, in Zusammenarbeit mit dem THW, ASB, DRK und die freiwillige Feuerwehr Stakendorf aus dem Kreis Plön. Die Übung wurde mit 150 Freiwiligen durchgeführt. Die Jugendlichen waren als Beobachter an den Orten des Unfallgeschehens angesetz z.B. in Einsatz und Unfallwagen, Feuerwehr usw. Aus der gesamten Katastrophenübung entstand viele neue Kontakte. Eine Gruppe von den Johanniter und der Stackendorfer Freiwilligen Feuerwehr planen für nächstes Jahr ein eigenes Jugendaustauschprojekt auf die beine zu stellen. Die Johanniter werden die türkischen Pfadfinder unterstützen eine eigene Kastrophenschutztruppe aufzubauen. Dazu wird 2001 ein ausrangierte Retungswagen der Johanniter in die Türkei überführt.
Anschließend reiste die Gruppe nach Mölln und Büchen weiter. Dort wurden sie von einer Jugendgruppe des Jugendtreffs Büchen und Mölln empfangen und untergebracht, die ebenfalls an einem deutsch türkischen Jugendaustausch interessiert sind.. Die Gegend um Mölln und Büchen war sog. altes Zonenrandgebiet. Die Jugendlichen erfuhren direkt vor Ort an der alten Deutsch-Deutschen Grenze von einem ehemals dort tätigen Zollbeamten über die innerdeutschen Probleme Gestern und Heute.

Verhältnis zur Partnergruppe und zur Bevölkerung: Welche Probleme traten auf?

Der Kontakt verlief zu den Jugendlichen aus Kiel unproblematisch. Fast alle Teilnehmer/innen nahmen zum ersten Mal an einer Begegnungreise teil. Sie waren neugierig und gespannt und im Umgang sehr offen. Für einige der Gastgeber bedeutete die Zusammensetzung der Gastgruppe aber zunächst eine Enttäuschung: sie trafen praktisch keine Bekannten wieder. Aber die Kontakte entwickelten sich, und am Ende war man sich einig in der Hoffnung auf ein Wiedersehen bei einer nächsten Begegnung.
Außerdem stellten sich den Begegnungen mitunter soziale Grenzen in den Weg. Die Jugendlichen aus der Türkei waren überwiegend Gymnasiasten mit entsprechender Bildung und korrekten Umgangsformen. Die Jugendlichen, die den offenen Jugendtreff besuchen, kommen hingegen aus niedrigeren Bildungs- und Sozialschichten. Für manche wirkten die Gäste daher als "etwas Besseres", was die Kontaktaufnahme nicht eben förderte. Soziale Barrieren waren hier prägender als nationale oder sprachliche Grenzen.

Wie wurden die unter den Teilnehmern bestehenden Sprachschwierigkeiten überwunden?

Wenn man die gemischte Gruppe deutscher und türkischer Jugendlicher bei ihren Unternehmungen begleitete, konnte man meinen, Sprachschwierigkeiten spielten bei dieser Begegnung gar kleine Rolle. Viele der Gäste sprachen gut englisch, einige auch deutsch, und einige der Jugendlichen aus Kiel sprechen türkisch. Doch es ist zu differenzieren: Die deutsch-türkischen Jugendlichen übersetzten oft nur ungern; vielleicht weil sie ihre Zweisprachigkeit selbst gar nicht als besondere Gabe empfinden. Und diejenigen Jugendlichen, die nicht türkisch und kaum englisch sprachen, kamen nur schwer in Kontakt. So waren die Möglichkeiten zu Kontakten unterschiedlich verteilt: wer gut Fremdsprachen sprach, hatte es leicht, wem dies schwer fiel, blieb eher im Kreis der eigenen Gruppe. Auch Bildungsgrenzen können Annäherung erschweren.

Auswertung der Begegnung

Zur Auswertung der Begegnung wurde am Ende der Tage in Kiel ein differenziertes Feedback erhoben, in dem die Programmpunkte, aber auch Unterbringung, Betreuung und Kontakte ausgewertet wurden. Dabei ergab sich ein erfreuliches Bild: Die Rahmenbedingungen der Reise und das Programm wurden überwiegend positiv bewertet. Zusammenfassend könnte man sagen, Die Jugendlichen aus der Türkei haben sich - soweit wir das beobachten konnten - intensiv mit Ihren Eindrücken auseinandergesetzt. Vieles an den Lebensbedingungen hier ist ihnen aufgefallen: Die Stadt, der Straßenverkehr, aber auch der in ihren Augen "kühle" Umgang der Menschen miteinander. Immer wieder wurde darüber gesprochen und sich ausgetauscht.

Das umfangreiche Programm und die interne Dynamik der Gruppe ergaben im Laufe der Tage einen enormen "drive": Man wuchs immer enger zusammen, die Atmosphäre wurde immer dichter.
So hat diese Reise für die Teilnehmer/innen sicher sehr prägende Eindrücke hinterlassen.